Abstract | Als in den 1970er-Jahren die großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese und dann die Malls in den Städten entstanden, waren auch bei uns vielbesuchte "Dritte Orte" geboren: Inszenierte Lebensräume, in denen man sich vorübergehend aufhält. Orte zwischen dem eigenen Zuhause (erster Ort) und der Arbeitswelt/Ausbildungsstätte (zweiter Ort). Familien, Jugendliche, Senioren treffen sich dort zum Einkauf, zur Unterhaltung, zum Essen und Trinken. Freilich war das nur eine neue Ausprägung eines solchen Orts, den es in anderen Formen schon längst gab: das Kaffeehaus, in dem Zeitung gelesen, geschrieben und getratscht wurde oder die Piazza in italienischen Städten, wo man sich abends zur Unterhaltung und zum Informationsaustausch traf oder schlicht das sommerliche Schwimmbad, die Eckkneipe und so weiter. Unsere wissenschaftlichen Bibliotheken waren in den 1970er-Jahren noch Orte der Ruhe und Horte wertvollen Wissens. Und Öffentliche Bibliotheken hatten den Charakter von "Hol- und Bring-Institutionen", in denen man schnell Lesestoff aussuchte und wieder zurückbrachte. Die Öffnungszeiten waren kurz, oft waren sie über Mittag und selbstverständlich abends geschlossen. Mit dem Verlust des Informationsmonopols durch die Webangebote machten sich aber auch Öffentliche Bibliotheken daran, sich zu Dritten Orten zu wandeln. Sie hatten erkannt, dass die bisher zentrale Bedeutung ihres Medienangebots angesichts von vielfältigen anderen Bezugs- und Downloadmöglichkeiten schrumpfte. Die Bibliotheken müssen andere Dienstleistungen ausbauen. |