Abstract | Bibliotheken gehören zu den wichtigsten physischen Infrastrukturen der Geistes- und Kulturwissenschaften. Zugleich gehören Bibliotheken zu den Early Adopters von digitalen Technologien, seit den 1960er-Jahren im Bereich Katalogisierung und verstärkt seit den 1990er-Jahren im Bereich der Bestände. Die Übergänge zwischen Infrastruktur und Forschung waren seit jeher fließend bzw. integrativ gedacht. Die Möglichkeiten geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschung werden von der Beschaffenheit und Verfügbarkeit ihrer Gegenstände bestimmt, daher ist auch die Transformation analoger Bestände ins Digitale bereits Teil des Forschungsprozesses. Digitalität wird aus mehreren Perspektiven in den Blick genommen: (1) als Transfer des analogen Objekts in ein digitales Objekt, (2) als Transformation des Inhalts in ein maschinenlesbares Format, das inhärente bzw. implizite Strukturen und Semantik expliziert, (3) als Methodeninventar, das vom hermeneutischen Annotieren bis zu KI-Verfahren reichen kann. Dabei werden Bestände nicht nur medial und als Bestand einer digitalen Bibliothek "neu-inszeniert", sondern es stellen sich Fragen nach einer digitalen Epistemologie der Geistes- und Kulturwissenschaften, die gemeinsam erforscht werden müssen. |